Einen Christopher Street Day in der eigenen Stadt organisieren?

Zuerst steht die Idee! In euer Stadt gibt es noch keinen CSD? Dann los! Leider ist das einfacher gesagt als getan, von der ersten Idee bis zur Auftakt-Veranstaltung steckt viel Arbeit, viel Engagement und es sind sehr gute Nerven notwendig.

Üblicherweise sind CSDs in Vereinen organisiert. Das sorgt dafür, dass sich niemand persönlich an der Veranstaltung bereichert. Schließlich ist der Zweck ein Politischer. Auch wenn man in vielen Städten das Gefühl hat auf einer großen Outdoor-Party zu sein, sollte man sich in der Planungsphase immer bewusst sein, dass es sich um eine Demonistration für die Rechte von Schwulen und Lesben handelt. Für die Gründung eines Vereins sind mindestens sieben Leute notwendig. Überzeugt also ein paar Freunde und Bekannte von euer Idee – sowieso wäre es wohl unmöglich, einen kompletten CSD als einzelne Person zu organisieren.

Termin, Platz & Team

Wird das Projekt konkreter, so geht es auf Terminsuche. Dabei solltet ihr zum einen darauf achten, nicht mit anderen CSDs in der Nähe oder den größten CSDs in Deutschland (z.B. Köln, Berlin) zu kollidieren. Viele Gäste pilgern vor allem in die großen Städte, was eure Teilnehmerzahlen schmälert. Zudem solltet ihr die Termine wichtiger lokaler Termine beachten (z.B. große Konzerte, Wochenmärkte, Volksfeste, etc.) – das ist auch bei der Buchung eines Platzes oder der Parade wichtig. Am Ende ist die Terminfindung abgeschlossen – nun muss noch ein Motto her.

Mit euren Planungen solltet ihr möglichst frühzeitig die entsprechende Veranstaltungs-Abteilung euer Stadt konfrontieren bzw. die Idee vorstellen. Optimaler Weise habt ihr neben einem konkreten Termin schon schriftliche Unterlagen samt Vorschlag für Paradestrecken und Platzwahl für das Straßenfest vorbereitet. Je mehr Infos ihr habt, desto besser. Die Stadt kann euch die Platznutzung genehmigen und klärt Euch über die entstehenden Kosten auf.

Das Thema mit den Kosten: Natürlich gibt’s so einen Platz für das Straßenfest nicht gratis, auch nicht ein Verein. Selbst wenn die eigentliche Nutzung des Platzes kostenfrei ist, müsst ihr Nebenkosten und Aufwände für die Infrastruktur einplanen: Müllentsorgung, Nachtwache, Toilettenwagen und natürlich Technik. Hier entstehen schnell viele tausend Euro an Kosten.

Wer bezahlt den Spaß?

Welche Gesamtkosten müsst ihr kalkulieren? Und wer soll das bezahlen? Nun, für ein Straßenfest samt Demo ist es sinnvoll, mindestens 10.000 € bis 25.000 € zu kalkulieren, bei größeren Events wird es schnell mehr. Enthalten sind neben den oben erwähnten Kosten auf dem Platz ein großer Teil für die Technik (z.B. Bühne) und die Buchung sowieso Unterhalt der Acts bzw. des Bühnenprogramms.

Zur Kostendeckung folgende Ideen:

  • Mitgliedbeiträge eures CSD-Vereins: Angemessen sind Beiträge zwischen 20 und 100 Euro pro Jahr und Person. Schafft ihr es, ein paar hundert Mitglieder für euren Verein zu akquirieren, habt ihr das erste Geld zusammen. Übrigens verursacht ein Verein auch Verwaltungskosten, vergesst das nicht.
  • Zuschüsse von Stadt und großen schwul-lesbischen Vereinen: Präsentiert der Stadt euer Konzept und bittet um finanzielle Unterstützung. Im Besten Fall lassen sich ein Großteil der Kosten über Zuwendungen der Stadt finanzieren.
  • Sponsoring aus der Privatwirtschaft: Sucht nach Firmen-Sponsoren, indem ihr z.B. Logos auf Flyern, Bewerbungsmöglichkeiten während des CSDs und dem Hauptsponsor ein großes Werbebanner auf der Bühne anbietet. Je größer die Veranstaltung, desto mehr könnt ihr dafür kalkulieren. Getränkelieferanten und Getränkepartner sind ein guter Ansprechpartner hierfür – vielleicht möchten sie ihre Biermarke exklusiv auf eurem CSD anbieten?
  • Standgebühren auf dem Straßenfest: Während ihr anderen Vereinen (z.B. schwulen Sportvereinen) nur kleine Beträge abnehmen solltet, können sich Gastronomen, die am Ausschank auf dem CSD verdienen, natürlich in größerem Maße an den Kosten beteiligen. Auf für die Parade solltet ihr eine kleine Startgebühr nehmen und diese je nach Art des Wagens (Verein oder kommerzielles Unternehmen) staffeln.
  • Party: Die letzte Einnahmequelle ist die Abschlussparty: Entweder ihr organisiert diese in Eigenregie und übernehmt alle Aufwände, wofür ihr die Eintritte komplett einrechnen könnt, oder ihr beauftragt einen externen Partyveranstalter gegen eine Pauschale oder prozentuale Gebühr vom Eintritt (z.B. 2 € vom Eintritt).

Ihr seht die Möglichkeiten – hier gibt es viele. Gerade beim Bereich der Suche nach Sponsoren ist aber Geduld und das richtige Timing gefragt. Große Unternehmen verteilen ihre Budgets für Sponsoring sehr früh. Ihr braucht da also nicht 4 Wochen vor der Veranstaltung anfragen. Besser ist ein Jahr vorher.

Technik & Bühnenprogramm

Die Technik bedarf noch ein paar zusätzlichen Informationen, da sie einen großen Teil der Gesamtkosten ausmacht. Für eine Bühne müsst ihr je nach Größe mindestens 2.500 bis 5.000 €. Sonderwünsche wie z.B. eine Leinwand an der Rückseite oder umfangreiche Lichttechnik kosten natürlich extra. Vergleicht hier auf jeden Fall zwischen den unterschiedlichen Anbietern und lasst Euch mindestens 5 Angebote ausstellen. Die Unterschiede können enorm sein und gut und gerne 30% betragen. Beachtet aber bitte, dass der Techniker sich an geltende Gesetzte im Bereich der Sicherheit hält. Für Bühnenbau und öffentliche Veranstaltungen gibt es einen ganzen Katalog an Vorschriften.

Ein gutes Bühnenprogramm ist wichtig und sollte das richtige Verhältnis beinhalten. Veranstaltet ihr stundenlang politische Diskussionen, vergrault ihr schnell gelangweilte Gäste. Wechselt hier aus Musik, Comedy und Travestie. Das heißt aber nicht, dass die Politik fehlen sollte. Gerade zur Eröffnung sind Grußworte aus Politik mehr als angebracht. Fragt doch mal bei der Stadt nach. Vielleicht übernimmt sogar der Bürgermeister die Schirmherrschaft?

Wenn ihr eure CSD-Pläne erstmal veröffentlicht habt, melden sich die potentiellen Acts für das Bühnenprogramm meist von selbst – ihr bekommt Bewerbungen aus ganz Deutschland. Bedenkt bei der Buchung bitte die Nebenkosten. Für die Mikrofone einer vielköpfigen Band sind alleine mehrere hundert Euro notwendig. Und selbstverständlich auch ein Catering und Übernachtungsmöglichkeiten. Redet bei vielen Übernachtungsgästen mit Hotels und entscheidet euch für ein offizielles Partnerhotel, um die Kosten für die Übernachtungen gering zu halten.

Eine Parade organisieren

Noch mehr als das Straßenfest bedarf die Parade eine extrem genaue Absprache mit Behörden. Die Stadt kann euch die richtigen Ansprechpartner mitteilen. Es stehen z.B. Gespräche mit der Polizei an, welche die Parade begleitet. Macht euch aber keine Sorgen – die Kosten für den Polizeieinsatz müsst ihr nicht übernehmen, die übernimmt bei politischen Demonstrationen der Staat.

Was ihr allerdings einplanen müsst, ist die Abnahme der Wagen durch den TÜV. Üblicherweise stellen sich die CSD-Wagen ca. 60-90 Minuten vor Beginn fertig aufgebaut in einer Nebenstraße auf. Der TÜV-Prüfer geht dann von Wagen zu Wagen und gibt diese entsprechend frei. Lasst euch schon lange vorher eine Liste der Vorschriften aushändigen und verteilt diese an Interessenten für die Wagen-Buchung.

Für die Teilnahme mit einem CSD-Wagen oder auch einer Fußtruppe könnt ihr gerne eine Startgebühr nehmen, solltet diese aber nicht zu hoch ansetzen., z.B. 100,00 €. Achtung: Bei Musik auf den Wagen fällt auch eine GEMA-Gebühr ein, die ihr zusätzlich berechnen müsst. Sprecht dazu mit der GEMA – auch für das Straßenfest werden Gebühren fällig.